Ausstellung zum Thema „Die Wirtsstube im 17. und 18. Jahrhundert“
am 11. August 2019 von 14 bis 18 Uhr in der Bahnhofstraße 41a in Bad Laasphe
„Reisen bildet“ - Diese Redewendung stammt ganz sicher nicht aus dem 17. Jahrhundert. Mühsam
waren Fahrten auf schlecht ausgebauten Straßen (der Chausseeausbau begann erst richtig im 18.
Jahrhundert) in damals noch ungefederten Kutschen. Knochenbrüche vor allem bei Bergabfahrten
und Raubüberfälle durch versprengte Söldnergruppen machten Ortswechsel zu unkalkulierbaren
Abenteuern. Waren dann noch die Stadttore des Zielorts verschlossen und der Einlass wurde
vielleicht dauerhaft verwehrt, drohten zusätzlich noch Hunger und Obdachlosigkeit.
Wer sich also in Bewegung setzte, musste das tun. Wirtschaftliche Zwänge waren in der Regel Anlass
dafür. Reisen zur Horizonterweiterung empfahl erst später Goethe, der von seinen Italien-Reisen auf
dann einigermaßen gut ausbauten Straßen schwärmen konnte und Reisen somit in positivem Licht
darstellte.
Zurück ins 17. Jahrhundert: Wenn Katharina, die Topfhändlerin aus Feudingen um 1600 bis Siegen
und in der anderen Richtung sogar bis Frankfurt reiste, wird sie vermutlich große Strecken zu Fuß
zurückgelegt haben. Körperlich eine Tortur, weil sie ihre Waren ja noch tragen musste. Nach
Frankfurt wird sie sicher drei Ãœbernachtungen gebraucht haben. Wo genau, wissen wir nicht. Auf
verschiedenen Krammärkten, vielleicht in Marburg und Büdingen wird sie ihre Waren angeboten
haben. Wer nicht gerade über viel Geld verfügte, konnte in Gaststätten der damaligen Zeit kein
eigenes Zimmer erwarten. Wirtsleute hatten Teile ihrer privaten Räumlichkeiten mit Stroh
ausgestreut und boten für wenig Geld zumindest ein Dach über dem Kopf. Wer ein Bett bevorzugte,
musste dieses häufig mit anderen Personen, nicht selten Fremden, teilen.
Teuer war vor allem das Holz, mit dem im Winter geheizt wurde. Anteilig mussten Gäste sich an den
anfallenden Kosten beteiligen. War es also besonders kalt, stiegen entsprechend die
Ãœbernachtungskosten.
Da die meisten Gasthäuser Fachwerkbauten waren, dröhnte der Lärm der Wirtsstube oder anderer
Übernachtungsgäste häufig durch das ganze Haus. Streitereien blieben da oft nicht aus.
Größere Wirtshäuser boten in ihren im Winter geheizten Räumlichkeiten Platz für allerhand
Geselligkeit. Meistens hatten Zünfte ihren Stammgasthof für regelmäßige Versammlungen. Ob
Haare schneiden, Zähne ziehen oder ärztlich behandeln lassen - alles konnte sich in den Wirtsstuben
abspielen. Natürlich wurde häufig gefeiert, getanzt, gespielt, Alkohol konsumiert oder geraucht. All
das sah man von kirchlicher Seite kritisch. War Gottesdienst und trotzdem eine Wirtsstube offen,
drohten empfindliche Strafen. Sperrstunden setzten sich nach und nach durch, übermäßigen
Alkoholkonsum deklarierte man als Sünde, Spielen versuchte man generell zu verbieten (es ging wohl
zu häufig um Geld) und rauchen sollte wegen der Brandgefahr mancherorts grundsätzlich verboten
werden.
Wie streng auch immer diese Regeln umgesetzt wurden, die Wirtsstube war und blieb ein fester
Bestandteil des öffentlichen Lebens. Hier trafen unterschiedliche Charaktere in unterschiedlichen
Situationen aufeinander. Das war ganz sicher nicht immer friedlich, aber viele Schicksale von der dort
beschlossenen Ehe bis zur wichtigen Geschäftsverbindung begannen mit einem Besuch in einer
Wirtsstube.
Am 11.8. werden in der Bahnhofstraße 41 a in Bad Laasphe von 14 bis 18 Uhr einige Exponate
gezeigt, die einen Einblick geben sollen in das Leben in den Wirtsstuben im 17. und 18. Jahrhundert.